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Vereinssignet

Univ.-Prof. Dr. Günther Jontes, Ehrenpräsident des Obersteirischen Kulturbundes 

Das Wort SIGNET trifft die Sache besser als der Modebegriff LOGO. Es handelt sich um ein Symbol, das auf den ersten Blick etwas in seiner Bedeutung erkennen lassen soll. Signet kommt vom lateinischen signum „Zeichen“, während Logo einfach für ein schlampiges griechisches logos „Wort“ steht.

Also: Das Signet des Kulturbundes hat für sich schon eine große Tradition. Es schmückt alle Plakate und Aussendungen des Obersteirischen Kulturbundes. Es beruft sich in seiner Gestalt und Aussagekraft auf einen in seiner Bedeutung über den Zeiten stehenden Bildungsbegriff, nämlich mit ihrem Verstand und ihren Sinnen offenen Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich Wissen jeder Art selber zu verschaffen. Prof. Friedrich Mayer-Beck (1907 Wien - 1977 Leoben) hat es in den Anfängen des Kulturbundes geschaffen und es ist wegen seiner graphischen Klarheit bis heute unverändert geblieben.

1947 wurde der Obersteirische Kulturbund in Leoben gegründet. Diese Nachkriegszeit musste erst langsam wieder Schritt fassen, war doch durch mehr als ein Jahrzehnt Österreich die Beute totalitärer Ideologien, bis 1945 wieder ein Aufbauwerk begonnen werden konnte, das nicht nur die materiellen, sondern auch die geistigen und intellektuellen Zerstörungen beseitigen und den Schutt des Krieges wegräumen sollte. Eine neue Offenheit begann langsam, sich Raum zu verschaffen.

Diesen damaligen Sehnsüchten versuchte der Künstler Friedrich Mayer-Beck eine Bildgestalt zu geben, indem er auf die klassische Antike zurückgriff und mit einem jonischen Säulenkapitell das Symbol für eine solide tragenden und stützenden geistigen Überbau schuf, um den sich das Immergrün von Wissen und Bildung rankt.

Der akademische Maler Prof. Mayer-Beck war in seinem Schaffen einer der formal und inhaltlich am fruchtbarsten schaffenden Künstler Leobens im 20. Jahrhundert. Er hat als Kunsterzieher durch Jahrzehnte am Leobener Gymnasium Generationen von Schülern seine Ansichten von Kunst von den historischen Epochen bis zu den Zeitgenossen vermittelt und sie sensibilisiert. In einer dem Zeitgeist entspringenden oft tragischen Sicht der Welt konnte sich sein expressionistischer Stil heranbilden, der in unzähligen Zeichnungen, Aquarellen und Holzschnitten, vor allem aber in der von ihm zu neuen Höhen geführten Hinterglasmalerei eine strahlend bunte und zeitlose Ausformung fand. Friedrich Mayer-Beck war auch zeitweise Präsident des Obersteirischen Kulturbundes. Sein künstlerischer Nachlaß, der 1977 dem damaligen Museum der Stadt Leoben anheimfiel, ist heute zu Unrecht halb vergessen und harrt wieder seiner Entdeckung durch neue Generationen junger Leute, denen die Künste ein Anliegen sind.

Das Signet des Kulturbundes entstand in einer Zeit, als die Menschen ausgehungert nach Bildung waren, die ihnen nicht durch Tyrannis aufgezwungen wurde. Freiheit und wahre Bildung waren immer Geschwister. Sind wir nicht auch heute wieder Bedrängte, denen es Not tut, durch Bildung diese Freiheit der Meinung und des Geistes zu bewahren? Der Obersteirische Kulturbund mit seinen Bildungsangeboten soll dabei Hilfe sein.